Lambretta Lince 125
Baujahr 1983, 125 ccm, 5 KW, 2-Takt, Höchstgeschwindigkeit 75 km/h
Diese spektakuläre spanische Neuverpflichtung – eine Lambretta Lince 125 mit einer dazu noch interessanten Vorgeschichte – gelang im Juli 2010. Im Jahre 1984 vom damaligen Lambretta-Importeur Intermot eingeführt und verzollt, fristete sie lange Zeit ihr Dasein im Lager eines Händlers in Neckarsulm und wurde erst im Jahre 1994 erstmals zum Straßenverkehr zugelassen. Der Besitzer – passenderweise mit dem Namen „Lintz“ - fuhr mit dem Roller allerdings gerade einmal 2.900 Kilometer, bevor er viel zu früh verstarb und sein Bruder den Roller über einen Bekannten auf Mobile.de zum Verkauf anbot. Dort entdeckt, ging alles ganz schnell und einige Wochen später ging es an einem Sonntagmorgen mit dem Transporter in die Nähe von Heilbronn, um die spanische Lady abzuholen. Im Gegensatz zu den anderen spanischen Lambrettas, die kamen und gingen, wird dieser Roller auf jeden Fall nicht mehr den Besitzer wechseln und auch seinen Originalzustand behalten. Na ja - zumindest fast... Inzwischen umgemeldet, wurden als erstes die hässlichen eckigen Blinker auf den Seitenhauben gegen originale Blinker von Jockey’s Boxenstop getauscht und die fehlende hintere Fußmatte ersetzt. Weiterhin erhielt der Roller neben neuen Reifen, neuen Seilzügen und diversen VA-Schrauben auch neue Kupplungsbeläge und – da der Motor schon auf war – direkt einen Quick Slip-Kettenspanner. Dazu erfolgte eine erste Aufarbeitung des O-Lacks, den ich nach Möglichkeit erhalten möchte und das Heck bekam ein wenig frische Farbe. Als Krönung wurde zuletzt anstatt der Originalsitzbank eine Snetterton montiert – nicht bequem, aber absolut oldschool! Ihre Feuertaufe erlebte die kleine Spanierin dann zum 3. Duisburger Rollercorso am 04.09.2010 und bis auf die Abstimmung des Vergasers gab es auf dieser ersten Tour auch nicht viel auszusetzen. Abgesehen davon, dass der Rücken nach rund 150 Kilometern anders reagiert, als noch vor 20 Jahren und daher die Snetterton für längere Touren sicherlich noch einer Ancillotti Cut Back weichen wird... Die Lambretta Lince (engl. Lynx) war ein spanischer Lizenzbau durch die Firma „Lambretta SAL“ (vormals „Serveta“) in Eibar und folgte als Facelifting der so genannten Serie 80, dem Nachfolger der spanischen Modelle LI125/150 und Jet200. Zusätzlich zu dem geänderten, nun viel eckigeren Kotflügel und der Kaskade aus GFK/Fiberglas wurde an diesem Modell erstmalig ein Lenkkopf-Oberteil aus Fiberglas verbaut. Dieses war nicht wie bisher nur eine Abdeckung, sondern umfasste das Lenker-Unterteil und schuf so den Platz, um einen größeren Scheinwerfer, der auch die EEC-Normen erfüllte, unterzubringen. Die Kontrollleuchten für Fernlicht, Blinker und Leerlauf wurden in Form einer Ampel angeordnet, der Motor bekam eine elektronische Motoplat-Zündung und die Verkleidungsteile erhielten so genannte Speedblocks mit "Lince/Lynx"-Schriftzügen. Seit der Serie 80 waren zudem die vorderen Stoßdämpfer sowie das schwarze Kunststoff-Gepäckfach bei allen Modellen serienmäßig. Die Lince gab es in den Varianten 125, 150 und 200 ccm und den Farben Rot, Weiß, Silber und Schwarz. Als letzte spanische Variante gab es danach nur noch die so genannte "ORBAR", weitgehend gleich der Lince/Serie80, aber mit Rohrkickstarter, rundem Tacho, Zündschloss in der Lenkerabdeckung, Motorradrücklicht und "Lambretta"-Aufkleber. Bis zur Einstellung der Produktion Ende 1989 hatte man dann zum Teil den Eindruck, dass verbaut wurde, was gerade da war. Da der Stil der letzten in Spanien gebauten Modelle bei der traditionellen Kundschaft der 80er Jahre allerdings nicht wirklich ankam, wurden gerade die Teile wie Kaskade, Kotflügel und Lenkkopfabdeckung häufig durch Innocenti-Teile ersetzt und dies sorgt heute dafür, dass spanische Modelle im Originalzustand fast so begehrt sind wie ihre italienischen Verwandten...
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